Sonntag, 24. August 2014

Mietz.

Letzten Donnerstag haben wir Familienzuwachs bekommen: Ninas Schwester hat uns ein kleines, 6 Wochen altes Kätzchen aus Kroatien Mitgebracht, welches sie dort aus einem Zaun befreit hatte.
Anfangs war ich echt skeptisch - ich hatte die Katze noch nie (in echt) gesehen, war mir nicht ganz sicher ob unsere 53m2-Wohnung genug Platz für eine kleine wilde Straßenkatze bot und auch der finanzielle Aspekt spielte eine Rolle - mussten ja auch noch einige Dinge besorgen, und das in einer Zeit, in der Nina und ich gerade echt beide knapp bei Kasse waren. Hab dann erstmal nö gesagt, aber irgendwann abends, nachdem ich eine übersüße Doku über Robbenbabys gesehen hatte, hat meine Weichheit und mein Wunsch nach einem kleinen niedlichen Fellball, den ich ja schon seit den zweieinhalb Jahren, in denen ich nun schon in der Wohnung lebe, hatte, überhand genommen.
Also haben wir jetzt eine Katze.
All meine Skepsis schwand aber genau in den Augenblick, indem die kleine Maus aus ihrem Transportkörbchen gekrabbelt kam und erstmal alles inspizierte. Sie hatte weder Angst (was in einer Miniwohnung, in der sich zu dem Zeitpunkt 5 Leute befanden, echt bewundernswert ist), noch zeigte sie irgendwelche Anzeichen von Scheu oder Misstrauen. Sie verhielt sich erstmal null wie eine durchschnittliche Katze. Ganz im Gegenteil - sie hat schnell geschnallt, wo sie reinkacken durfte, wo ihr Napf stand, wo sie sich am besten hinlegen konnte... Und das alles ohne jegliche Komplikationen. Die letzten drei Nächte vergingen ohne, dass irgendetwas zu Bruch ging oder dass sie sonst irgendwas angestellt hat. Klar, sie ist jung und naturlich ein bisschen wild, hat ihre kleinen Ausraster, in denen sie die Matratze, die an die Wand gelehnt ist, hochkrabbelt und dann vor lauter Höhenangst nicht mehr runterkommt, hat auch schon liebevoll meine Hand zerfetzt... Aber mei, so ist das eben wenn man eine Babykatze daheim hat.

Und erst jetzt merke ich, wie sehr ich es vermisst habe, eine Katze in der Wohnung zu haben. Und so doof es klingt - ihre Anwesenheit lässt mich irgendwie wieder mehr an meine wunderbare verstorbene Susi denken, die ich jetzt mehr denn je vermisse. Jetzt wo ich so eine energiegeladene und liebevolle Katze habe, kann ich mich viel besser an sie erinnern, weil mich Effie (nach Effie Stonem aus 'Skins') in einigen Momenten echt an Susi erinnert. Auf der einen Seite ist es schön, auf der anderen könnte ich fast jedes mal, wenn ich sie ansehe, heulen. Ich schätze mal einfach, dass das alles noch ein bisschen Zeit braucht, denn irgendwie habe ich unterschwellig ab und an ein schlechtes Gewissen, eine eigentlich noch fremde Katze zu streicheln, wo doch mein Mäuschen irgendwo im Himmel sitzt und sich grad bitter vollfrisst (kurze Anmerkung: Nein, ich glaube prinzipiell nicht an den Himmel, aber die Vorstellung ist schon irgendwie nett.).

Sonntag, 16. Februar 2014

Glücklich sein.

Kennt ihr das? Ihr wacht auf und auf einmal wisst ihr: so fühlt sich Glück an.
Das bedeutet es glücklich zu sein. Wenn du nicht mit einem unangenehmen Gefühl im Magen aufstehst, und nicht schon wieder gar keinen Bock auf diesen Tag hast. Sondern wenn du aufwachst, und weißt: Es kann nichts mehr passieren. Alles ist gut, und zwar genau so, wie es gerade ist. Alles funktioniert. Es kann nichts mehr schief laufen. So wolltest du es immer haben. Und auf einmal ist es so weit, ganz unverhofft, ungeplant, und es läuft einfach nur. Die Hürden, die es noch zu meistern gibt, sind nicht groß und auf jeden Fall überwindbar, wenn du die richtigen Menschen an deiner Seite hast, und das hab' ich.

Ich glaube, besser könnte es in meiner Situation momentan gar nicht gehen. Alles ist gut.

Sonntag, 9. Februar 2014

Spiegel.

Wir sind uns so ähnlich.
Beide bestehend aus einer undurchdringbaren dicken Mauer aus Misstrauen, Angst und Arroganz. Bloß nichts reinlassen, nichts riskieren, nichts versuchen. Nicht zu viel preisgeben, auf Abstand halten. Nur das nötigste sagen, nur die notwendigsten Gefühle zeigen, um das, was wir haben, irgendwie aufrechtzuerhalten. Nicht den ersten Schritt wagen, und lieber noch ein bisschen länger abwarten. Und beide warten wir auf den anderen. Sehen uns in die Augen und warten darauf, dass der andere endlich etwas sagt, weil wir es selbst nicht schaffen. Und dann das angespannte Schweigen. Wir wissen beide ganz genau, was gerade in dem Kopf des anderen vorgeht, und das ist das Problem. Beide stur und zu stolz, um die Mauer als erster fallen zu lassen. Als erster sich zu offenbaren und das preiszugeben, was in einem steckt, was gefühlt wird, wenn wir so schweigend in der Dunkelheit nebeneinander liegen und nicht mal sehen, ob wir uns ansehen. Und dann die Frage: "An was denkst du gerade?" und als Antwort nur ein Seufzen, das der andere so gut versteht. Weil er auf die Frage auch nur seufzen würde, egal, wie's ihm grad geht. Wir wissen: da ist etwas zwischen uns. Und es ist mehr als nur körperlich. Wir verstehen uns auf einer Ebene, die uns dann aber eigentlich zerbricht. Wir kriegen's nicht richtig auf die Reihe und stehen uns beiden und dem "uns" selbst im Weg. Und jedes mal auf dem Heimweg nehme ich es mir vor: "Nächstes Mal machst du den ersten Schritt!", doch jedes Mal wenn ich dann so neben ihm lieg nimmt mir das Wissen um die Situation und um unsere Gedankengänge den Atem und ich liege nur da und schweige. Hole oft Luft um etwas zu sagen, bin immer kurz davor, aber kann es nicht. Wagen, das ist etwas, was ich nie gelernt habe. Einfach mal was zu riskieren, nach dem Motto: "Why not, es könnte ja amazing werden". Einfach mal zu tun, was mein Bauch grad sagt. Aber da steht der Kopf im Weg, der mir weismacht, dass es nicht funktioniert, dass ich sicher in ein Fettnäpfchen treten werde, dass sich das sowieso total bescheuert anhört und bestimmt komplett falsch rüberkommt. Der Kopf, der sagt: "Lass es lieber. Nicht, dass es noch kaputt geht." und mir die Worte nimmt, die schon auf dem Weg nach draußen sind. Und dann lieg ich da so, voll angespannt, und frag mich, wohin das alles hinführt, wenn nicht einer bald den ersten Schritt macht und auch sagt, was er fühlt.
Und in dem Moment bin ich wütend: auf dich, weil du mir nicht sagst, was ich hören will, und auf mich, weil ich nicht das sagen kann, was ich sagen will. Und das alles nur aus Angst, dass es vielleicht zu viel ist. Dass ich zu viel verlange, dich überfahre, und du das eigentlich gar nicht willst. Aber ich spüre schon, das da mehr von dir aus ist, auch wenn du nicht viel sagst und mich nur manchmal anblickst, als wäre ich aus Glas. Du durchschaust mich und das macht mir wirklich Angst. Denn wenn du mich durchschaust, bin ich transparent. Und wenn ich transparent für dich bin, bin ich auch angreifbar. Verletzlich. Irgendwie will ich das nicht.
Und weil wir uns so ähnlich sind, weiß ich ganz genau, dass das bei dir alles nicht viel anders ist. Auch du hast dein Päckchen zu tragen und erzählst mir nicht was drin ist, was ich respektiere. Ich weiß doch, wie schwer das ist.
Nur langsam ist meine Neugierde zu groß, aber ich packs einfach immer noch nicht richtig. Ich weiß, wenn nicht einer von uns beiden bald den Mund aufmacht, ist es vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Und ich will nicht die sein, an der das liegt. Hab nur Angst davor mich dir zu öffnen und für dich ein offenes Buch zu sein, während du noch in deiner Festung sitzt und nichts und niemanden reinlässt.